Wasser – die billigste Medizin! So konnte man vor einigen Jahren auf großen Plakaten in den Straßen von Wien lesen. In der Tat: Wassermangel kann Schmerzen verursachen. Trinken wir ein paar Gläser Wasser über den Durst, geht es uns merklich besser. Allein durch Wassertrinken lösen sich Verwirrtheitszustände auf. Wer einmal in der Wüste an Durst gelitten hat, weiß wovon hier die Rede ist. Warum ist Wasser so wichtig?
Struktur des Wassers
Wasser ist eine besondere Flüssigkeit. Schon seine aussergewöhnlichen chemischen und physikalischen Eigenschaften machen dieses kleine Molekül zu einem großen Helfer im Ökosystem Mensch. Wir kennen alle die chemische Struktur H2O. Zwei Atome Wasserstoff sind mit einem Atom Sauerstoff in einem ganz besonderen Winkel so verbunden, dass zwei entgegengesetzt geladene Pole entstehen. Diese Dipol-Eigenschaft ist die Voraussetzung für die besondere Eigenschaft von Wasser. Es kann mit vielen anderen Substanzen Wasserstoffbrücken bilden. Auf diese Weise kann es Stoffe lösen, binden, transportieren, ausscheiden, ja Lebensprozesse werden erst durch Wasser möglich gemacht. Durch die hohe spezifische Wärmekapazität und Verdunstungskälte des Wassers wird unser Organismus gegen Temperaturschwankungen geschützt.
Wasserbilanz
Beim Abbau von Nährstoffen wird Wasser gebildet. Zusammen mit der Flüssigkeitszufuhr über Getränke und die Speisen bildet es die eine Seite der Bilanz, nämlich die Wasseraufnahme. Die Wasserabgabe setzt sich aus dem Verlust über die Lunge, die Haut, die Nieren und den Darm zusammen. Die Bilanz sollte ausgeglichen sein. Zusätzliches Wassertrinken über den Durst hilft uns, unseren Körperstoffwechsel anzukurbeln und aufrecht zu erhalten. Kinder verlangen glücklicherweise von sich aus mehr nach Getränken. Die Erwachsenen nehmen leider Durstsignale weniger wahr. Daher vermindert sich der Wassergehalt in den Zellen mit zunehmendem Alter immer mehr. Es wird eine chronische Dehydrierung, eine Austrocknung der Zellen erzeugt, die zu Symptomen wie bei einer Krankheit führen kann. Werden die verschiedenen Signale der Austrocknung nicht erkannt, werden sie mit Medikamenten behandelt. Daher die Sinnhaftigkeit des obigen Spruchs: Wasser – die billigste Medizin.
Eine gute Kontrolle, ob genug Wasser zugeführt wird, ist die Überprüfung des Urins. Er sollte wenigstens einmal am Tag wasserklar, also ungefärbt sein. Das trifft nicht auf den Morgenurin zu, der ist konzentrierter. Auch die Zusammensetzung der Nahrung hat einen Einfluss auf die Wasserabgabe. Erhöhte Kochsalz- und Eiweißzufuhren erhöhen drastisch die Wasserausscheidung. Daher trocknen auch die Zellen beim Trinken von Meerwasser aus.
Wie viel sollen wir trinken?
Der Körper braucht täglich 6 bis 8 Gläser Wasser zu einem Viertelliter. Alkohol, Kaffee, Schwarztee, entwässernde Teesorten und coffeinhaltige Getränke dürfen nicht in die Flüssigkeitsbilanz eingerechnet werden. Sie regen den Körper zur vermehrten Wasserausscheidung an. In Kaffeehäusern bekommt man daher zu einer Tasse Kaffee auch ein Glas Wasser.
Die ersten Gläser Wasser sollten sofort nach dem Aufstehen getrunken werden. Die Ausscheidung über den Darm und die Nieren wird dadurch angekurbelt. Die ersten Gläser nach dem Aufstehen kann man mit dem Waschen des Magen-Darm-Traktes vergleichen. Idealerweise sollte zwischen den Mahlzeiten getrunken werden. Am besten ein Glas eine halbe Stunde vor den Hauptmahlzeiten; dann wieder etwa zwei Stunden nach den Mahlzeiten. Wird mehr Wasser getrunken, wird der Durst wieder besser registriert.
Einfaches Leitungswasser ist am besten. Chlor im Leitungswasser entweicht, wenn man das Wasser in offene Krüge abfüllt und stehen lässt. Die Härte des Wassers spielt keine Rolle. Im Gegenteil; das Kalzium kommt unseren Knochen zu gute. Natürlich können auch Tafel- und Mineralwässer getrunken werden. Wird das aber zur Gewohnheit, sollten die Analysen studiert werden und solche Wässer bevorzugt werden, die auf unseren Gesundheitsszustand abgestimmt sind. Bei Bluthochdruck sind das dann zum Beispiel natriumarme Mineralwässer.
Frucht- und Gemüsesäfte können zur Abwechslung auch getrunken werden. Sie sollten aber wegen dem Kaloriengehalt und der Lust auf Süßes oder Salziges verdünnt werden. Aber immer wieder sollte man zum Wasser zurückkommen. Es ist einfach DAS Lebenselixier.
Gefährlicher Wasserverlust
Der Mensch besteht etwa zu 70% aus Wasser. Bereits 3% Abnahme der Gesamtkörperflüssigkeit führt zu einer Abnahme der Speichelproduktion. 10% Verlust führen zu Verwirrungszuständen. Steigerung der Trinkmengen in Altersheimen vermindern drastisch die Verwirrtheitszustände der Heimbewohner. 20% Wasserverlust ist mit dem Leben nicht mehr zu vereinbaren. Auch körperliche Aktivitäten können durch entsprechende Trinkmengen gesteigert werden. Das haben Expeditionen am Hymalaya bewiesen. Gesteigerte Trinkmengen gaben den Bergsteigern die Kraft, den Everest zu bezwingen.
Wasser als Medizin
Wer zu wenig Wasser trinkt, erhöht das Risiko einen Herzinfarkt zu bekommen. Wassertrinken macht das Blut dünnflüssiger, es verhindert eine Verklumpung. Bluthochdruck ist oft eine Folge von Wassermangel. Das Gefäßsystem des ganzen Körpers passt sich an eine verringerte Blutmenge durch eine Verringerung des Querschnittes an. Dadurch muss das Herz aber Mehrarbeit leisten und manche Körperregionen werden weniger gut durchblutet.
Bei Magenschleimhaut- und Zwölffingerdarmentzündungen kann Wasser sehr hilfreich sein. Schleimhäute, die genug Wasser zur Verfügung haben, wirken als Säurebarriere. Es wird auch mehr Schleim abgesondert als bei Wassermangel. Wassertrinken stellt also einen natürlichen Schutz gegen die Magensäure dar.
Auch Gelenksschmerzen können ein Warnsignal für Wassermangel bedeuten. Die Knorpeloberfläche in einem Gelenk enthält viel Wasser. Dadurch wird die Gleitfähigkeit erhöht. Bei Wassermangel ist zudem die Blutversorgung und Ernährung des Knochens geringer.
Wahrscheinlich hängen noch viel mehr Krankheiten, wenigstens im Anfangsstadium, mit einem Wassermangel zusammen. Wir tun unserem Körper auf jeden Fall etwas Gutes, wenn wir Wasser über den Durst hinaus trinken.
Wasser des Lebens
Danken wir unserem Schöpfer, dass wir in Ländern wohnen dürfen, wo gutes Trinkwasser zur Lebensqualität gehört und gehen wir verantwortungsvoll damit um. Leider gibt es auch in unseren Breiten schon da und dort Gemeinden, wo die einwandfreie Wasserversorgung kaum mehr aufrecht erhalten werden kann.
Ohne Wasser ist Leben nicht möglich. Wasser ist so kostbar, dass es in unserer christlichen Religion sogar mit ewigem Leben verglichen wird. Im vierten Kapitel des Johannesevangeliums unterhält sich Jesus am Jakobsbrunnen mit einer Samariterin. Sie muss immer wieder zu diesem Brunnen kommen um Wasser zu schöpfen. Jeder, der Wasser trinkt, wird wieder durstig. Jesus bietet der Frau lebendiges Wasser an, das in eine Quelle ewigen Lebens fließt. Jesus, das Wasser des Lebens, ist genauso notwendig wie das kostbare Nass, das das Leben erst möglich macht. Sie gehören zusammen. Denken wir daran, wenn wir das nächste Glas kühlen Wassers trinken.
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Esther Neumann studierte Ernährungswissenschaften auf der Universität Wien. Seitdem schrieb sie für viele Jahre für das Gesundheitsmagazin „Leben und Gesundheit“, und führte Gesundheitsvorträge in vielen Orten Österreichs durch.
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